20/01/2017

2. Strategietag Industrie 4.0 – Die Digitalisierung ist angekommen.

Es gibt nur noch wenige Industriefirmen, bei denen Industrie 4.0 nicht Teil der Strategie geworden ist – so Eugen Albisser zum Auftakt des Strategietages. Und die Umfragen der Credit Suisse, der Swiss Mechanic und der Staufen Inova zeigen, dass sich ein Grossteil der Firmen mit dem Thema der Smart Factory auseinandersetzt. 30% führen bereits operative Einzelprojekte durch, die zum Teil auch schon umgesetzt sind. Die meisten Firmen wollen mehr Nutzen aus ihren Daten ziehen. Allerdings bremst fehlendes digitales Know How in den Firmen diese Entwicklung, d.h. der Weg von den Daten zum Nutzen ist oft noch unklar.

2_Strategietag_Industrie_40

Bei den meisten Firmen steht die Produktion, und zwar mit dem Aspekt der Effizienzsteigerung im Vordergrund. Aber agile Forschung, Entwicklung, sowie Logistik und Lagerhaltung rücken langsam, aber stetig ebenfalls in den Fokus. Dies gilt besonders für Deutschland (siehe Abbildung). Allgemein wird die Digitalisierung heute vor allem mit Optimierung und eher noch wenig mit Kundennutzen verknüpft. Wir von LeanBI denken, dass sich das in den nächsten Jahren jedoch stark ändern wird.

Prioritäten der Digitalisierung
Abb.1: Prioritäten der Digitalisierung (Quelle Studie Staufen.Inova 2016)

 

Der Strategietag Industrie 4.0 bot viele interessante Vorträge. Besonders spannend fanden wir die Vorträge der Industriefirmen RUAG, GF Machine Solutions und SIEMENS. Deshalb hier ein kurzer Abriss dieser drei Vorträge:
Urs Breitner, CEO der RUAG, hat uns hautnah an die Grenzen der Industry 4.0 Security geführt. Die RUAG wurde 2015/2016 gehackt und der Cyberangriff dauerte mehrere Monate, das Schadensmass war auch trotz intensiver Analyse kaum abschätzbar. Und das, obwohl RUAG mehrere Monate den Trojaner hatte walten lassen und sein Verhalten auskundschaftete. Dabei nahm die RUAG ganz bewusst einen weiteren Datenverlust in Kauf. Nur so konnten eine Härtung und schliesslich eine Bewältigung des Vorfalls geschehen. RUAG ist durch Bewältigung des Angriffs glaubwürdiger und stärker aus der Krise herausgekommen, als dass es dem Sicherheitsdienstleister einen Imageschaden bereitet hätte. Und klar wurde: Cyber-Kriminalität wird in Zukunft unser ständiger Begleiter sein, und ein guter Schutz der Daten ist nur durch starke Trennung der Daten vom Internet zu bewältigen. Und mit der Digitalisierung der Fabrikation wird das Leben nicht einfacher: Fabrikationsnetze sind zwar dem Internet – derzeit noch- weniger ausgesetzt, aber auch weniger geschützt. Es wäre fahrlässig, bei der Digitalisierung der Fabriken nicht ein zentrales Augenmerk auf die Cyber-Security zu richten.

 

Cyberattacke der Ruag
Abb.2: Cyberattacke der RUAG: Klassifizierung des Vorfalls

 

Thomas Wengi, Director GF Machine Solutions, sprühte nur so vor Enthusiasmus. Kein Wunder, denn die GF ist sehr erfolgreich, und unter Wengis Leitung wurde sogar ein neuer Produktionsstandort in der Schweiz aufgebaut. Bei der GF wird mehr als die Hälfte des Umsatzes mit Produkten erzielt, welche während der letzten 3 Jahre eingeführt wurden. Flexibilität und Effizienz sind dabei für den Erfolg ausschlaggebend. Und die Workshops mit der Methode des Human-centered Design (siehe Abb. 3) haben gezeigt, dass die «Effizienz-Zitrone» noch lange nicht ausgedrückt ist.
So setzt die Spindelfertigung mit Losgrösse Eins vollkommen neue Massstäbe. Die Spindel ist ein hochkomplexes Produkt und dennoch: wenn ein Kunde bestellt, berechnet das System bereits den Liefertermin. Das funktioniert nur, wenn schon bei der Kundenbestellung die Bestellung der nötigen Komponenten automatisch ausgelöst wird und diese geplant werden, um danach eine hochflexible Fertigung zu durchlaufen: beeindruckend.

 

Human centered Designe: Inspiration, Ideation, Implementation
Abb. 3: Die Wellen des Human-centered Design

 

Herr Eike-Oliver Steffen, Leiter Solution & Service Portfolio der SIEMENS Schweiz AG, zeigte in seinem höchst spannenden Vortrag, wie Smart Data zu Business gemacht wird. Nur die Kundenstimme zählt! 80% der Gebäudekunden möchten visualisierte Daten, 69% wollen aufgrund der Daten verbesserte Services beziehen. Und die Datenverfügbarkeit soll überall und mobil stattfinden. Siemens baut seine digitale Service Plattform hochprofessionell und absolut kundenzentriert auf und hat damit Erfolg am Markt.

 

Die Service Plattform der Siemens Building Technologies
Abb. 4: Die Service Plattform der Siemens Building Technologies

 

Und die Abschluss Keynote zu später Stunde war dann ein letztes Highlight des Tages. Mit der Kraft der Sonne rund um die Erde hat nicht nur gezeigt, dass mit der Sonne eine unendliche Energiequelle zur Verfügung steht, sondern auch die Kraft der Motivation von Louis Palmer mit seinem Solartaxi Berge versetzen kann. Das Schweizer „Yes- we Can“ ist wahrhaftig nicht veraltet.
Alles in Allem ein gelungener Tag